Self-Publisher-Stammtisch in Berlin

Abendmahl ohne Leonardo 1414719_1397869617120012_533472459_nBücher werden von Verlagen gemacht. Normalerweise. Als Autorin verfasst man den Inhalt, die Agentin vermittelt an einen Verlag, der Rest der Buchherstellung liegt in den Händen des Verlages. Lektorinnen kümmern sich um Lektorat und Redaktion, die Herstellungsabteilung bringt alles in ein hübsches Seitenbild. Um die gedruckten Seiten herum kommt ein Cover, das erstellen zu lassen wieder in den Händen einer anderen Verlagsabteilung liegt. Der Klappentext ist ebenso wie der Titel im Wesentlichen auch wieder Sachen des Verlages, des Verlages, der anschließend die Werbeaktionen plant und das Buch in die Buchhandlungen bringt.
Ein ganzes Team an Spezialisten, die dafür sorgen, dass am Ende ein fertiges Buch entsteht.

Im Normalfall. Das ist nämlich mittlerweile nicht mehr immer so. Im letzten Monat habe ich eine kleine Gruppe mutiger Autoren und Autorinnen kennengelernt, die nehmen das alles selbst in die Hand. Daphne Unruh, die gerade „Schattenmelodie“ den zweiten Band der „Zauber der Elemente“- Reihe veröffentlich hat, hatte mich eingeladen, einmal beim Berliner Self-Publisher-Stammtisch mit dabei zu sein. Es war wirklich spannend, die Geschichten der Autorinnen und Autoren auf ihrem Weg zum Self-Publishing-Erfolg zu hören. Von Hartz IV zur Bestsellerautorin, wo gibt es das sonst schon? Und sie machen wirklich alles selbst. Einige wie Daphne, schreiben nicht nur Geschichten, sondern erstellen auch ihre Cover selbst. Andere, wie z. B. Michael Meisheit, lassen sich die Cover nach eigenen Vorgaben designen. Allen gemeinsam war jedoch, dass sie selbst entscheiden, welchen Titel ihr Buch haben soll, was das Titelbild sein soll, wo und wie geworben wird und was es kosten soll. Die Self-Publisher, die ich kennengelernt habe, müssen sich auch um das Lektorat selbst kümmern, etwas was ja sonst auch ein Verlag übernehmen würde.

Lektorat. Ich muss zugeben, ich hatte eine Menge Vorurteile gegenüber selbst publizierten E-Books. Zu oft sind mir halb fertige Machwerke ohne Rechtschreibkorrektur und ohne erkennbares Lektorat auf meinen E-Book Reader geraten, die von der Geschichte her vielleicht ganz spannend hätten werden können, aber in dem Zustand, in dem sie angeboten wurden, das Wort „Buch“ einfach noch nicht verdienten. Nun gut, vielleicht hätte ich nicht immer bei den Umsonst-Angeboten zuschlagen sollen, da bin ich wohl selbst schuld. Ein Lektorat kostet eben Geld, das dann über den Buchpreis wieder herein kommen muss. Inzwischen jedenfalls habe ich eine Menge anderes gelesen, spannende Geschichten, die denen aus den Verlagen in nichts nachstanden. Mit Kira Gembri zum Beispiel konnte ich „Verbannt zwischen Schatten und Licht“ tauschen, das zu lesen mir viel Spaß gemacht hat. Daphnes „Schattenmelodie“ habe ich jetzt auch, nachdem wir schon den ersten Band, „Himmelstiefe“ getauscht hatten. Und als Nächstes muss ich mir unbedingt etwas von Eileen Janket besorgen, die ja auch in meinem Lieblingsgenre schreibt. Schade, dass ich keine Gelegenheit hatte, auch noch mal ausführlicher mit Nika Lubitsch und Rebecca Cantrell zu sprechen, die ein bisschen weiter weg saßen. Und wie ihr auf dem Foto seht, war selbst Matthias Mattig, der „Self-Publishing-Pabst“, zugegen.

(c) des Fotos: Mike Beuke